Direkt zum Inhalt
Pflege

Umsetzung einer Videoumfrage

Um einen Besuchsdienst für LGBTIQ- Personen in Pflegesituationen aufzubauen, suchte die Selbständige Regina Bäter eine Möglichkeit, die Bedürfnisse der Zielgruppe zu erforschen. Das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Kiel unterstützte bei der Erstellung einer Videoumfrage.

  • Regina Bäter
  • 1 Mitarbeitende
  • Pflege
  • Transfer-Projekt

LGBTIQ-Personen können in der Pflege offene und verdeckte Diskriminierung erleben. Eine Sensibilisierung für dieses Thema hat erst in den letzten Jahren eingesetzt und wird in der Community rege diskutiert. Der Bedarf ist groß und wird überall nachgefragt, doch Angebote gibt es nur wenige. Hier kann ein Besuchsdienst unterstützen, der auf ehrenamtlicher Basis Menschen in der Pflege regelmäßig aufsuchen soll. Ähnliche Projekte gibt es z.B. schon seit 15 Jahren in Berlin, bei dem lesbische Frauen andere Frauen besuchen.

„Die Herausforderung ist, dass man nur schwer an die Menschen in Pflegesituationen herankommt. Es gibt mehrere Versuche für wissenschaftliche Studien, die sehr lange gebraucht haben, um genug Interview-Partner*innen zusammen zu bekommen. Man muss lange nachhaken und braucht Vitamin B, um die Menschen zu erreichen“, erklärt Regina Bäter ihre Überlegungen, „daraus entstand die Idee, eine möglichst niedrigschwellige Umfrage zu starten.“

Audiovisuelle Umfrage für barrierefreie Nutzung

Aufgrund der Corona-Pandemie war es ausgeschlossen, eine Umfrage direkt in Pflegeheimen zu starten. Die Interviewer*innen hätten schlichtweg die Heime nicht betreten dürfen. Daher suchte die Gruppe, die sich regelmäßig beim HAKI e.V. in Kiel traf, nach einer anderen Möglichkeit, um möglichst barrierefrei die Umfrage durchführen zu können. „Wir haben es hier ja mit einer besonders alten bzw. eingeschränkten Zielgruppe zu tun. Wir wollten, dass die Personen sich die Fragen anhören können und eine Unterstützungsperson dann die Antworten für die Pflegebedürftigen anklickt. So die erste Idee“, erklärt Bäter. „Dann haben wir die Umfrage aber größer gezogen, so dass auch Menschen, die noch nicht pflegebedürftig sind, daran teilnehmen konnten.“

Dreharbeiten in der HAKI

Im Sommer 2020 nahm Regina Bäter zusammen mit einem kleinen Team des M4KK die Fragen der Umfrage per Video in den Räumlichkeiten des HAKI auf. Hierfür wurde kleines Video-Equipment verwendet, das eine gute Ton- und Bildqualität garantierte. Die Person vor der Kamera, Regina Bäter selbst, sollte garantieren, dass eine die richtige Empathie zwischen Fragender und den antworten Personen entsteht, um so Hemmnisse abzubauen. Anschließend wurde das Material geschnitten und in das Tool eingepflegt. „Das BackUp unserer gewählten Lösung war sehr intuitiv und die Umfrage konnte damit schnell umgesetzt werden. Wir hatten uns zuvor den Markt an Video-Umfrage-Software angesehen, aber VideoAsk hat am besten zu unserem Anwendungsfall gepasst“, erklärt Philipp Quesseleit aus dem Experten-Team des M4KK.

Die Umfrage wird gestartet

Als weitaus größere Herausforderung stellte sich jedoch die anschließende Verteilung der Umfrage heraus. „Wir haben natürlich alle unsere Verteiler in die Szene genutzt. Nach drei Monaten haben wir den Sack zugemacht. Überraschenderweise haben vor allem Frauen im Durchschnittsalter von 40 Jahren teilgenommen. Wir haben uns gefragt, woran das liegen könnte. Unsere Vermutung ist, dass die Umfrage vor allem in den Lesben-Gruppen diskutiert wurde“, sagt Regina Bäter nachdenklich, „wir haben auch darüber nachgedacht, ob sich Personen, die sich als Mann identifizieren, nicht von einer Frau vor der Kamera angesprochen fühlten. Das haben die Zahlen aber nicht gezeigt, da keiner der Männer die Umfrage abgebrochen hat.“

Menschen in Pflegesituationen wurden nur drei erreicht. Ohne die persönliche Ansprache der Personen war also auch hier die Ansprache der Zielgruppe eher schwierig und in der Pandemie nicht zu lösen.

Fazit

Trotzdem wurden interessante Erkenntnisse durch die Umfrage generiert. Das gewünschte Ziel konnte am Ende jedoch nicht erreicht werden: der Aufbau des Besucherdienstes selbst. „Da spielte wahrscheinlich auch Corona hinein, weil wir damit ja auch die Grundlage für die Gründung des Besuchsdienstes legen wollten. Jedoch sind uns nach und nach die Interessierten weggebrochen und dann habe ich mich beruflich anders orientiert“, erzählt Regina Bäter. Inwieweit das Projekt noch einmal aufgenommen wird, steht noch nicht fest.

Ansprechperson

Philip Queßeleit
Philip Queßeleit Medizintechnik & Pflege