Oerlikon Neumag: Innovationen sind mehr als nur neue Produkte
Denken außerhalb der vorgegebenen Pfade: Der Anlagenbauer Oerlikon Neumag überprüft seine Innovationsfähigkeit mit einem Assessment des Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Kiel (M4KK).
In Neumünster hat man den Bogen raus: Mit seinen rund 500 Mitarbeiter*innen ist der Mittelständler Oerlikon Neumag ein führender Anbieter für Anlagen, spezialisiert auf Spinnmaschinen für Teppichgarne und synthetische Fasern. Dabei sind Innovationen ein erfolgskritischer Faktor. Getrieben werden die technischen Innovationen primär durch die eigene Forschungs- und Entwicklungsabteilung. Doch Technologien allein sind nicht alles. Mit Teilnahme am Innovationsfähigkeit Assessment hat die Oerlikon Neumag sich in Sachen Innovationsfähigkeit ganzheitlich auf den Prüfstand gestellt. Insbesondere für mittelständische Unternehmen mit einem stark produktorientierten Geschäftsmodell ist dieser Schritt essentiell, um auch digitale Innovationen hervorzubringen. Digitale Innovationen verlangen nicht nur unternehmensintern das abteilungsübergreifende Denken und Zusammenarbeiten, sondern erfordern auch verstärkt das Involvieren externer Partner. Dabei müssen nicht nur Innovationsprozesse, sondern auch zentrale Wertschöpfungsprozesse neu ausgerichtet werden – und eben dazu, muss das Innovieren Thema im ganzen Unternehmen werden. Dazu wurden zusammen mit dem M4KK konkrete Handlungsschritte zur Optimierung und Institutionalisierung des Innovationsmanagements erarbeitet.
Der Mut zur Veränderung
„Die Bedeutung von kundennahen Dienstleistungen und Services ist stark gestiegen“, erläutert Jan Pauer, Technical Sales Manager for Modifications bei Oerlikon Neumag. Gerade im letzten Jahr ist das Portfolio in diesem Bereich verstärkt ausgebaut worden, um das Kerngeschäft mit Hilfe von Innovationen zu sichern und zu erweitern. Oder noch weiter gedacht auch, um vollkommen neue Geschäftsfelder zu entwickeln.
Doch wie gut sind wir eigentlich aufgestellt? Und wo können wir noch besser werden? So die Fragestellungen von Jan Pauer. Antworten erhoffte er sich durch die Teilnahme am Innovationsfähigkeit Assessment des M4KK.
Nach einer ersten Vorstellung der Möglichkeiten des Assessments durch Prof. Carsten Schulz vom M4KK war Jan Pauer davon überzeugt, dass Oerlikon Neumag damit Verbesserungspotenziale entdecken und konkrete Handlungsmaßnahmen ableiten kann. „Ein bisschen interne Überzeugungsarbeit war schon erforderlich“, räumt Jan Pauer ein. Schließlich mussten mehrere hierarchische Ebenen und Abteilungen ins Boot geholt werden. Als Initiator oblag Jan Pauer anschließend die Projektverantwortung.
Den Spiegel vorgehalten bekommen
Das Innovationsfähigkeit Assessment beim M4KK besteht aus einem Online-Fragenkatalog und einem Workshop, in dem die Ergebnisse der Abfrage vorgestellt und diskutiert werden. Darauf aufbauend werden ganz konkrete Handlungsempfehlungen zur Optimierung des Innovationsmanagements erarbeitet.
Insgesamt 20 Kolleg*innen aus den unterschiedlichsten Abteilungen und Hierarchien von Oerlikon Neumag haben an der Selbstevaluation teilgenommen. Neben Fragen aus dem Bereich Projekte und Prozesse (Innovationsstrategie, Produktenwicklung und Produktlaunch) mussten Fragen aus dem Bereich Führung (Unternehmenskultur, Unternehmensstrategie, Organisation) beantwortet werden. Herausgekommen ist ein circa 84-seitiger Bericht. Das Ergebnis des Reports wurde unter Leitung von Frederike Holdhof vom M4KK im Rahmen eines Workshops in seinen Dimensionen vorgestellt und diskutiert, Stärken und Potentiale festgestellt und sinnvolle Maßnahmen zur Verbesserung abgeleitet. Besonderes Augenmerk legt Holdhof in ihren Workshops darauf, dass sowohl auf allen Hierarchieebenen als auch in den unterschiedlichen Abteilungen ein einheitliches Verständnis über die Maßnahmen erarbeitet und die Relevanz des Themas erkannt wird.
„Der Austausch im Workshop war super“, zeigt sich Jan Pauer begeistert. Die offene und vertrauensvolle Kommunikation brachte die zum Teil doch sehr unterschiedliche Wahrnehmung der einzelnen zutage. „So beispielsweise bei den Themen Kritik- und Fehlerkultur“, erläutert er. Im Bereich der Fehlerkultur zeigte sich unter anderem, dass die aufgenommenen Daten aus Sicht vieler das Gefühl vermittelt, an den Pranger gestellt zu werden – was gar nicht beabsichtigt ist. „Wir haben den Spiegel vorgehalten bekommen und wir haben uns die Zeit genommen, uns auszutauschen. Damit haben wir den Startschuss für einen Innovations- und Verbesserungsprozess gegeben“, bringt Jan Pauer es auf den Punkt.
Was hat das Assessment Oerlikon Neumag ganz konkret gebracht?
Eine übergreifende Innovationsvision und -strategie bildet die Voraussetzung für Optimierungen und Veränderungen. Sie hilft den Mitarbeiter*innen, sich auf ein gemeinsames Ziel auszurichten und regt dazu an, auf die Erreichung des Zukunftsbildes hinzuwirken und mitzugestalten. Sie hilft allerdings auch, Prioritäten zu setzen und sich nicht in vielen unterschiedlichen Ideen zu verrennen.
Nächste konkrete Maßnahme ist die Förderung der abteilungsübergreifenden Zusammenarbeit. Liegt der Bereich Innovation derzeit primär bei der FuE-Abteilung, so ist es empfehlenswert, den Vertrieb und den Service in die Entwicklungsprozesse einzubinden. Natürlich setzt das transparente Verantwortlichkeiten, die Schaffung von Entscheidungsspielräumen und eine offene Kommunikation voraus.
Wissen, wo es zukünftig hingeht - Handlungsempfehlungen
- Optimierung der Innovationsvision und -strategie
Welchen Beitrag soll Innovation zur Unternehmensstrategie leisten und was wollen wir mit Innovation erreichen? - Verankerung in der Unternehmenskultur
- Verantwortlichkeiten definieren
- Abteilungsübergreifende Zusammenarbeit intensivieren
- Innovationsprozesse aus den Abteilungen heraus fördern und verbessern
- Optimierung der Kommunikation
Derzeit ist Projektleiter Jan Pauer dabei, die nächsten Schritte anzugehen und vertraut dabei auch auf die Unterstützung des Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Kiel.
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