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Change Management

Widerstände bei der Digitalisierung überwinden

Die Durchführung von Digitalisierungsprojekten und Einführung von Künstlicher Intelligenz (KI) in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) ist ein komplexer Prozess, der oft auf verschiedene Herausforderungen stößt. Denn für den Erfolg der Projekte ist es wichtig, den Prozess nicht nur von der technischen Seite gut zu planen, sondern auch die möglichen Widerstände der Mitarbeitenden zu berücksichtigen.

Die Widerstände der Mitarbeitenden können vielschichtig sein und erfordern ein gezieltes Hinhören, um den Veränderungsprozess erfolgreich zu gestalten. In der Regel lassen sich drei Arten von Widerständen identifizieren:

Rationale Widerstände

Die rationalen Widerstände basieren auf logischen oder sachlichen Überlegungen. Mitarbeitende äußern Bedenken, wenn sie glauben, dass die vorgeschlagene Veränderung nicht praktikabel oder effizient ist.  Zum Beispiel kann ein Mitarbeiter gegen die Einführung eines neuen Software-Systems sein, weil er befürchtet, dass es mehr Fehler erzeugt und zusätzliche Zeit für Schulungen erfordert. Diese Bedenken sind nachvollziehbar und sollten ernst genommen werden. Um rationale Widerstände abzubauen, ist es wichtig, die Mitarbeitenden durch klare Informationen über die Vorteile der neuen Systeme zu überzeugen und ihnen zu zeigen, wie diese in der Praxis funktionieren.

Emotionale Widerstände

Emotionale Widerstände entstehen häufig aus Ängsten, Unsicherheiten oder dem Gefühl des Verlustes. Ein langjähriger Mitarbeiter könnte beispielsweise befürchten, dass seine Fähigkeiten durch die neue Technologie nicht mehr benötigt werden und er dadurch seine Position im Unternehmen verliert. Diese emotionalen Reaktionen sind oft tief verwurzelt und können den Veränderungsprozess erheblich behindern. Um emotionale Widerstände zu überwinden, sollten Unternehmen empathisch auf die Sorgen ihrer Mitarbeitenden eingehen, offene Kommunikationskanäle schaffen und Unterstützung anbieten, wenn Stellen tatsächlich abgebaut werden sollen.

Motivatorische Widerstände

Motivatorische Widerstände treten auf, wenn Mitarbeitende keinen Anreiz sehen, sich an der Veränderung zu beteiligen. Ein Beispiel wäre ein Mitarbeiter kurz vor der Rente, der keinen persönlichen Vorteil in der Einführung neuer Arbeitsmethoden erkennt und deshalb wenig Bereitschaft zeigt, sich zu engagieren. Um motivatorische Widerstände zu verringern, sollten Unternehmen den Nutzen der Veränderungen klar kommunizieren und Anreize schaffen, die Mitarbeitende zur aktiven Teilnahme motivieren.

Ein bewährtes Modell zur Erklärung von Veränderungsprozessen ist die Change-Kurve, die auf den Arbeiten von Elisabeth Kübler-Ross basiert. Sie beschreibt die emotionalen Reaktionen von Menschen auf Veränderungen und verdeutlicht, dass Widerstand und Unsicherheiten natürliche Begleiterscheinungen sind. Dabei ist zu beachten, dass nicht alle Mitarbeitenden gleich reagieren – sowohl der Startpunkt als auch der Verlauf der Kurve können individuell sehr unterschiedlich ausfallen. Im Folgenden wird anhand der Einführung eines Chatbots aufgezeigt, wie diese Phasen in der Praxis aussehen können:

  1. Schock: Zu die Ankündigung der Einführung eines Chatbots kann bei den Mitarbeitenden Schock und Verwirrung auslösen. Sie könnten sich fragen, was dies für ihre Arbeitsplätze bedeutet oder wie sich ihre täglichen Aufgaben verändern werden.
  2. Ablehnung: Mitarbeitende könnten die Einführung aktiv infrage stellen: „Ein Chatbot kann niemals so gut auf Kunden eingehen wie wir!“ oder „Das wird unseren Service nur komplizierter machen.“
  3. Rationale Akzeptanz: Mit ersten Informationen über die Vorteile des Chatbots – etwa dass er Routineanfragen bearbeitet und Mitarbeitende entlastet – setzen erste rationale Überlegungen ein. Doch emotional bleibt die Skepsis bestehen.
  4. Emotionale Akzeptanz: Nach ersten Schulungen beginnen Mitarbeitende, die Vorteile für ihren Arbeitsalltag zu erkennen: „Das System kann mir tatsächlich Arbeit abnehmen.“
  5. Lernen: Mitarbeitende probieren den Chatbot aus, entdecken seine Funktionen und entwickeln eigene Strategien zur effektiven Nutzung.
  6. Erkenntnis: Die Vorteile des Chatbots werden klar: Er übernimmt wiederkehrende Aufgaben, reduziert Stress und schafft Raum für kreative Tätigkeiten.
  7. Integration: Der Chatbot wird ein fester Bestandteil der Arbeitsabläufe; Mitarbeitende arbeiten routiniert mit dem neuen Tool und schätzen dessen Unterstützung.

Für Führungskräfte ist es hilfreich, die Change-Kurve zu kennen und die damit verbundenen Widerstände nicht als Hindernis, sondern als natürlichen Teil des Veränderungsprozesses zu verstehen. Ein neutraler, unterstützender Umgang mit Bedenken ist dabei hilfreich.

Eine erfolgreiche Begleitung von Veränderungsprozessen erfordert vor allem klare und frühzeitige Kommunikation. Transparenz ist entscheidend, um Vertrauen zu schaffen und die Fragen der Mitarbeitenden direkt zu beantworten. Dabei sollten Emotionen ernst genommen werden, denn Widerstände sind oft kein Zeichen von Ablehnung, sondern Ausdruck von Unsicherheit oder Ängsten. Empathie und Verständnis helfen, diesen Bedenken zu begegnen. Ebenso wichtig ist es, die Mitarbeitenden aktiv einzubinden, etwa durch Pilotprojekte oder Feedbackrunden, um ihre Akzeptanz und Beteiligung zu fördern. Durch Schulungen und praktische Beispiele gewinnen die Mitarbeitenden Sicherheit und erleben die neuen Tools als echte Bereicherung. Indem Unternehmen aktiv mit Widerständen arbeiten und emotionale Bindungen fördern, schaffen sie eine solide Grundlage für erfolgreiche Transformationsprozesse in Zeiten der Digitalisierung und KI-Integration.

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Julia Zoch
Julia Zoch Gesundheitsmanagement | Arbeit 4.0