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Arbeit 4.0

Stress lass nach - Gesund am Arbeitsplatz

In der heutigen Welt ist Stress ein allgegenwärtiges Phänomen. Besonders in der Arbeitswelt ist er zu einer ständigen Begleiterscheinung geworden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bezeichnet Stress sogar als eine der größten Gesundheitsgefahren unserer Zeit. Doch was ist Stress eigentlich genau? Was sind die Folgen und was hilft um Stress zu verstehen, was Stress genau ist?

Die moderne Arbeitswelt ist geprägt von ständiger Erreichbarkeit, hohen Leistungsanforderungen und oft unsicheren Arbeitsverhältnissen. Laut der Stressstudie der Techniker Krankenkasse (TK) von 2021 ist jeder Vierte in Deutschland häufig gestresst, wobei die Hauptbelastungen die Arbeit, hohe Selbstansprüche und die Sorge um Angehörige sind.

Stress kann erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit haben. Unbehandelter Stress kann zu vielen Gesundheitsproblemen führen, wie Bluthochdruck, Herzkrankheiten, Schlaganfall, Fettleibigkeit und Diabetes. Laut der TK-Stressstudie leidet ein Großteil der häufig Gestressten unter Erschöpfung, Schlafstörungen, Kopfschmerzen und Migräne oder Niedergeschlagenheit bzw. Depressionen.

Was ist eigentlich Stress?

Die Definition von Stress stammt aus der Physik und beschreibt, wie stark sich ein Material unter der Einwirkung einer bestimmten Kraft verformt. Wenn Druck auf ein Stück Knete und einen Bleistift ausgeübt wird, dann verformt sich die Knete und beim Bleistift passiert zunächst nichts. Die Knete ist viel gestresster als der Bleistift. Stress beschreibt also, in welchem Maße sich ein Objekt unter der Einwirkung einer bestimmten, definierten Kraft verformt. Auf den Menschen übertragen, beschreibt Stress, wie sehr ein Mensch unter Anspannungen und Anforderungen psychisch leidet. Was zwar  von außen nicht unbedingt sichtbar ist, aber für den Betroffenen immer spürbar. Man kann also sagen, dass Stress beschreibt, wie sehr ein Mensch unter Anspannungen und Anforderungen psychisch leidet. Wesentlich für uns ist, dass tatsächlich etwas mit uns passiert, wenn wir unter Stress stehen. Die Anspannung und das Verbiegen führen zu messbaren körperlichen Reaktionen.

Das Lazarus-Modell nutzen, um Stress zu verstehen

Das transaktionale Stressmodell von Richard Lazarus bietet einen Rahmen zum Verständnis von Stress. Bewerten wir ein Ereignis als irrelevant oder gar positiv, gibt es keinen negativen Stress. Ist das Ergebnis der Einschätzung unbekannt oder negativ, lässt es erste Stressreaktionen in uns aus. Es erfolgt eine Abwägung unserer Ressourcen zur Bewältigung der Situation. Sind ausreichend Ressourcen vorhanden, erleben wir die Situation als eine Herausforderung. Sind unsere Ressourcen zu gering, erleben wir die Situation als stressig.  Ressourcen sind in dem Fall alle uns zur Verfügung stehenden Möglichkeiten und Mittel wie z.B. eigene Fähigkeiten, Selbstvertrauen oder  Hilfe von Dritten.

Das Modell hilft uns zu verstehen, dass unsere Wahrnehmung und Bewertung einer Situation den Stress verursacht. Stress entsteht im Kopf. Für eine erfolgreiche und stressfreie Reaktion auf eine Situation können wir an zwei Hauptpunkten ansetzen. Zum einen an der Einschätzung der Situation und zum anderen an der grundsätzlichen Stärkung unserer Ressourcen. Je besser wir Situationen einschätzen und bewältigen können, desto stressfreier können wir durchs Leben gehen.

Wie erkenne ich Stress im Arbeitsalltag mit dem Lazarus-Modell?

Es ist wichtig, sich der eigenen Reaktionen auf Stressoren bewusst zu sein und Strategien zur Bewältigung zu entwickeln. Ein Beispiel hierfür ist die Neubewertung von Situationen, die häufig Stress verursachen, wie zum Beispiel ein überwältigendes Arbeitsaufkommen. Indem man sich selbst davon überzeugt, dass man die Herausforderung meistern kann, Prioritäten setzt und effektive Zeitmanagementtechniken anwendet, kann man seine Stressreaktion reduzieren und eine positivere Arbeitsumgebung schaffen.

Ein weiteres Beispiel ist Situation eines Mitarbeiters, der regelmäßig mit Konflikten am Arbeitsplatz konfrontiert ist. Anstatt sich von den Konflikten überwältigen zu lassen, könnte der Mitarbeiter lernen, die Situation aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten und seine emotionale Reaktion darauf zu regulieren. Durch die Entwicklung von Konfliktlösungsstrategien und die Anpassung der eigenen Wahrnehmung der Konflikte könnte der Mitarbeiter in der Lage sein, diese stressigen Situationen effektiver zu bewältigen und ein gesünderes Arbeitsumfeld zu schaffen.

Was passiert im Körper bei Stress?

Viele unserer Verhaltensmuster stammen noch aus der Urzeit. Oft reagieren wir mit körperlichen Situationen wie verkraftetem Magen, schwitzigen Händen oder Herzrasen auf bedrohliche und herausfordernde Situationen, weil unser Körper Energie benötigt und das vor allem aus der Muskulatur. Denn in der Urzeit gab es nur zwei Verhaltensweisen fürs Überleben, Kampf oder Flucht. Auch wenn die „Gefahren“ heute andere sind, die körperliche Reaktion hat sich noch immer nicht verändert.

Wenn wir Stress erleben, wird ein "Stresshormon-Cocktail" in unserem Körper ausgeschüttet. Dieser Cocktail besteht hauptsächlich aus Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol. Die Abbauprozesse der Stresshormone beginnen, sobald die wahrgenommene Bedrohung vorüber ist. Mit Bewegung kann der Stressabbau positiv unterstützt werden. Im Arbeitsalltag können z. B. das Treppensteigen oder ein Spaziergang nach einer stressigen Situation hilfreich sein, um Stress abzubauen.

Früher folgte auf eine Stressphase eine Erholungsphase. Genau das fehlt uns in der heutigen Zeit. Wir nehmen uns oft zu wenig Zeit für die Regeneration. Auf eine stressige Situation folgt gleich die nächste. So kann es bei chronischem Stress zu einer dauerhaften Erhöhung des Stresshormonspiegels kommen, was zu gesundheitlichen Problemen führen kann. Für einen gesunden Lebensstil ist es wichtig, die eigenen Ressourcen (Selbstvertrauen, Optimismus, Soziale Unterstützung, Lebensfreude) zu kennen und durch Entspannungstechniken und Sport dazu beizutragen, dass Stress abgebaut werden kann.

Mit Stress in der Arbeitswelt umgehen

Stress ist ein komplexes Phänomen, das sowohl durch individuelle Faktoren als auch durch die Arbeitsumgebung beeinflusst wird. Es ist wichtig, dass sowohl Einzelpersonen als auch Organisationen Strategien zur Stressbewältigung entwickeln und umsetzen, um die negativen Auswirkungen von Stress in der Arbeitswelt auf die Gesundheit und das Wohlbefinden zu minimieren.

Hier sind einige Beispiele, wie Mitarbeitende Stress in der Arbeitswelt reduzieren können:

Fokussierte Arbeitsphasen

Klären Sie im Unternehmen darüber auf, dass viele Unterbrechungen auch zu Stress führen können. Es kann helfen Arbeitesphasen einzuführen, in denen keine Störungen erfolgen sollen. In diesen Zeiten können Mitarbeitende effizienter und stressfreier arbeiten. Vielleicht reicht es schon ein Schild an der Tür mit dem Hinweis aufzuhängen, dass keine Unterbrechung gewünscht ist.  Eine Möglichkeit ist auch die Nutzung der Pomodoro-Technik. Sie kann dabei helfen, die geistige Ermüdung zu reduzieren und die Produktivität zu steigern. Die Arbeitssitzungen werden dabei in Intervalle von 25 Minuten aufgeteilt, auf die eine kleine Pause folgt.

Fokussierteres Arbeiten kann auch durch das Reduzieren der Bildschirmbenachrichtigungen unterstützt werden. So werden Sie nicht mehr durch jede neu eintreffende Mail aus dem Workflow gerissen.

Erreichbarkeiten regeln

Es ist wichtig, klare Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben zu ziehen. Es ist empfehlenswert festzulegen, in welcher Zeit im Homeoffice gearbeitet werden kann, wann Anrufe getätigt werden können und außerhalb welcher Zeiten keine beruflichen E-Mails oder Anrufe beantworten werden müssen. Das schafft Klarheit und reduziert Stress.

Kommunikation verbessern

Offene und ehrliche Kommunikation kann dazu beitragen, Missverständnisse zu vermeiden und Konflikte zu lösen, was den Stress am Arbeitsplatz reduzieren kann. Mitarbeitende sollten sich ermutigt fühlen, ihre Anliegen und Bedenken zu äußern und um Unterstützung zu bitten, wenn sie diese benötigen. Teamfortbildungen zum Thema Kommunikation können hilfreich sein.

Gesunde Lebensgewohnheiten pflegen

Eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Bewegung und Schlaf sind entscheidend für das allgemeine Wohlbefinden und können dazu beitragen, Stress zu reduzieren. Mitarbeitende können sich gegenseitig motivieren und unterstützen, gesunde Lebensgewohnheiten zu pflegen, wie z.B. mit einem gemeinsamen Spaziergang am Mittag, ausreichend Wasser trinken oder Nüsse als Snacks statt Süßigkeiten. Ein Entspannungskurs fürs ganze Team kann dazu beitragen, dass neue Gewohnheiten entstehen zu lassen.

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Julia Zoch
Julia Zoch Gesundheitsmanagement | Arbeit 4.0