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Chancen und Herausforderungen

KI-Integration in kleinen und mittelständischen Unternehmen

Die fortschreitende Digitalisierung stellt kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) vor große Veränderungen, wobei die Künstliche Intelligenz (KI) eine zentrale Rolle spielt. KI bietet das Potenzial, Arbeitsabläufe zu optimieren, die Effizienz zu steigern und neue Geschäftsmodelle zu schaffen. Allerdings ist der Weg zur erfolgreichen Integration von KI komplex und erfordert eine bewusste Auseinandersetzung mit neuen Strukturen, Prozessen und Verantwortlichkeiten. Unternehmen dürfen nicht dem Irrglauben verfallen, dass die Einführung von KI automatisch alles einfacher macht. Vielmehr bringt die Integration sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich.

Zum Beispiel ermöglicht die Automatisierung von Routineaufgaben eine effizientere Nutzung von Ressourcen und bietet den Mitarbeitenden Raum für kreativere und anspruchsvollere Aufgaben. Dabei sollte hinterfragt werden, ob es kognitiv leistbar ist diese anspruchsvollen Tätigkeiten dauerhaft auszuführen. Oder, ob die Mitarbeitenden die notwendige Qualifikation und Motivation haben. Somit erfordert der Wandel sorgfältige Planung und führt zunächst zu einer Mehrarbeit, da bestehende Prozesse angepasst und neue Abläufe etabliert werden müssen. Der Erfolg der KI-Integration hängt auch davon ab, wie gut es gelingt, die sozialen und organisatorischen Auswirkungen auf die Belegschaft zu berücksichtigen.

Da KI-Projekte Wissen und Fähigkeiten aus verschiedenen Fachgebieten erfordern und zugleich bestehende Prozesse, Arbeitsabläufe und sogar Geschäftsmodelle verändern können, ist es wichtig, eine Unternehmenskultur zu fördern, in der Fehler als Lernmöglichkeiten betrachtet werden. Mitarbeitende sollten die Möglichkeit haben, ihre Bedenken, Herausforderungen und Ideen offen anzusprechen, um den Wandel zu unterstützen. Dafür sind neben technischem Wissen auch strategisches Denken, Kreativität und die Fähigkeit, Veränderungen aktiv anzugehen, erforderlich. Auch ethische Fragen und Verantwortung spielen dabei eine Rolle.

Um die Einführung von KI erfolgreich zu gestalten, ist ein strukturierter Change-Management-Prozess erforderlich, der vier wesentliche Phasen umfasst:

1. Zielsetzung und Folgenabschätzung

Die erste Phase besteht darin, klare Ziele für die Einführung der KI zu definieren und eine gemeinsame Vision darüber zu entwickeln, welchen Mehrwert oder Veränderungen die Technologie für die einzelnen Gruppen bringen wird. Eine gründliche Potenzialanalyse sowie eine Folgenabschätzung helfen dabei, die Auswirkungen auf Arbeitsplätze, Arbeitsbedingungen und die Unternehmenskultur zu bewerten.

2. Planung und Gestaltung

In dieser Phase wird der Fokus auf die Gestaltung der Mensch-Maschine-Interaktion gelegt. Es ist wichtig, dass die KI-Systeme menschenzentriert und vertrauenswürdig sind. Gleichzeitig müssen Arbeitsbedingungen geschaffen werden, die den Mitarbeitenden erlauben, sich an die neuen Technologien anzupassen. Hier sind Fragen zur Belastung und Beanspruchung der Mitarbeitenden von Bedeutung. Beispiele für eine verantwortungsvolle Gestaltung sind die Einhaltung des Datenschutzes, Sicherheitsmaßnahmen, die Vermeidung ungerechtfertigter Bewertungen, zweckgebundene Datennutzung und transparente Entscheidungsprozesse.

3. Vorbereitung und Implementierung

Die erfolgreiche Implementierung von KI hängt maßgeblich davon ab, wie gut die Mitarbeitenden auf die neuen Anforderungen vorbereitet werden. Grundlagen-Schulungen zu KI-Technologien schaffen ein grundlegendes Verständnis über Funktionsweisen und Anwendungen bei allen Mitarbeitenden. Anwendungsbezogene Trainings konzentrieren sich auf spezifische KI-Einsatzszenarien und schulen den praktischen Umgang mit relevanten Tools. Die Qualifizierung in Datenanalyse fördert die Fähigkeiten der Mitarbeitenden, Daten für KI-gestützte Entscheidungsprozesse zu nutzen. Zusätzlich sollte die Förderung von Kreativität und Problemlösungskompetenz nicht vernachlässigt werden, um innovative Lösungsansätze mit KI zu finden und komplexe Probleme zu bewältigen.

4. Evaluation und Anpassung

Nach der Implementierung folgt die kontinuierliche Evaluation der Systeme. Hierbei geht es nicht nur um technische Überprüfungen, sondern auch um die Berücksichtigung der Erfahrungen der Mitarbeitenden. Die regelmäßige Evaluation ermöglicht es, Optimierungen vorzunehmen und sicherzustellen, dass die KI-Lösungen den gewünschten Mehrwert bieten.

In KI-Projekten verläuft der Change-Prozess selten geradlinig. Anders als beim Kauf eines neuen Kassensystems, bei dem der Weg von A nach B klar definiert ist, erfordert die Entwicklung und Implementierung von KI-Systemen oft eine dynamische und flexible Herangehensweise. Häufig stellt sich während der Arbeit heraus, dass Anpassungen notwendig sind, weil sich Herausforderungen oder unvorhergesehene Hindernisse ergeben. Diese Schritte zurück sind keine Rückschläge, sondern vielmehr Gelegenheiten zur Verbesserung und Verfeinerung des Systems. Der Prozess ist daher weniger als eine gerade Linie zu verstehen, sondern vielmehr als eine iterative Schleife, die Anpassung und Optimierung erfordert. Anstatt stur einem Plan zu folgen, müssen Unternehmen bereit sein, bei Bedarf den Kurs zu korrigieren und auf neue Erkenntnisse zu reagieren. Die Fähigkeit, flexibel und agil zu agieren, ist ein wichtiger Erfolgsfaktor bei der Implementierung von KI-Systemen, da die Technologie und ihre Auswirkungen oft komplexer und weniger vorhersehbar sind, als es auf den ersten Blick scheint.

Zur erfolgreichen Implementierung von KI gehört auch die Anpassung von Strukturen, Prozessen und der Unternehmenskultur. Unternehmen müssen ihre Hierarchien überdenken, Entscheidungswege verkürzen und Teams mehr Autonomie gewähren, um eine flexiblere und innovationsfreundlichere Organisationsstruktur zu schaffen. Die Integration von KI erfordert eine Überprüfung und Anpassung bestehender Arbeitsabläufe, um eine effizientere Zusammenarbeit und schnellere Anpassung an sich ändernde Anforderungen zu ermöglichen. Ein erfolgreicher KI-Einsatz setzt außerdem eine Kultur voraus, die Veränderungen als Chance begreift, kontinuierliches Lernen fördert und eine offene Kommunikation sowie Fehlertoleranz unterstützt, um Innovation und Anpassungsfähigkeit zu stärken.

Zusammenfassend sind drei zentrale Handlungsfelder zu beachten:

Qualifizierung und Weiterbildung

Grundlagen-Schulungen zu KI-Technologien vermitteln Basiswissen über KI-Funktionsweisen und -Anwendungen, um ein grundlegendes Verständnis bei allen Mitarbeitenden zu schaffen. Anwendungsbezogene Trainings fokussieren sich auf spezifische KI-Einsatzszenarien im Unternehmen und schulen Mitarbeitende im praktischen Umgang mit relevanten KI-Tools. Zudem stärkt die Qualifizierung in Datenanalyse die Fähigkeiten der Mitarbeitenden, Daten zu interpretieren und für KI-gestützte Entscheidungsprozesse zu nutzen

Förderung von Kreativität und Problemlösungskompetenz

Hierbei werden Fähigkeiten entwickelt, die es Mitarbeitenden ermöglichen, innovative Lösungsansätze mit KI zu finden und komplexe Probleme zu bewältigen.

Transparenz und Kommunikation

Ein transparenter und offener Kommunikationsansatz ist entscheidend, um Missverständnisse und Ängste abzubauen. Regelmäßige Updates über den Projektfortschritt und die Auswirkungen auf die Mitarbeitenden schaffen Vertrauen und fördern die Zusammenarbeit. Die Mitarbeitenden sollten aktiv in den Prozess integriert werden, da ihre Expertise und ihr Verständnis der internen Abläufe wertvolle Beiträge leisten und die Implementierung von KI-Lösungen unterstützen.

Künstliche Intelligenz wird nicht automatisch alles verbessern. Ihre Einführung im Unternehmen muss in enger Zusammenarbeit mit den Mitarbeitenden gestaltet werden. Zu Beginn kann dies zusätzlichen Aufwand erfordern, Arbeitsprozesse müssen umgestellt und neue Routinen geschaffen werden. Führungskräfte und andere Schlüsselpersonen sollten das Projekt mittragen und als Vorbilder für den Wandel fungieren. Ihre Unterstützung und ihr Engagement sind unerlässlich, um die Veränderungen erfolgreich umzusetzen und die Mitarbeitenden zu motivieren, sich aktiv an der Transformation zu beteiligen.

 

Die Einführung von KI-Projekten im Unternehmen ist ein ganzheitliches Projekt, das technologische, organisatorische und kulturelle Aspekte berücksichtigt. Nur wenn diese Elemente harmonisch zusammenwirken, kann die Implementierung von KI langfristig erfolgreich sein. Die digitale Transformation bietet immense Chancen, aber sie stellt auch eine Herausforderung dar, die Offenheit, Engagement und eine klare strategische Ausrichtung erfordert

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Julia Zoch
Julia Zoch Gesundheitsmanagement | Arbeit 4.0